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Angriff auf Zittau

Bildbearbeitung: Ronald Bergmann Bildbearbeitung: Ronald Bergmann

Den Bürgern Trojas wurde das vermeintliche Geschenk der Griechen zum Verhängnis. Die Bürger holten es in ihre Stadt. Damit es durch das Stadttor passte, rissen sie das Stadttor ein. Das war der Anfang vom Ende der stolzen Stadt Troja. Das Investorengeschenk „Fachmarktzentrum“ ist ebenso tückisch wie das Trojanische Pferd. Einmal in der Stadt, wird das Einkaufscenter seine zerstörerische Wirkung entfalten. In die kostbare Altbausubstanz wird eine riesige Lücke gerissen, alle Kaufkraft wird an einer Stelle der Stadt abgesaugt, die im hohen Verkehrsaufkommen versinkt. Der Rest der Stadt verödet, die letzten Geschäfte werden schließen. Den Investor wird das nicht stören. Jene Bürger Zittaus, die zum Wohle der Stadt bestellt waren und in Verblendung das „Tor“ einrissen, werden dann vermutlich sagen: „Man kann sich ja mal irren.“

Herausragende Neuigkeit ist die Gründung der Bürgerinitiative „Bessere Mitte für Zittau“ am 12.Juni 2012. Ihr hatten sich am 30.Juni schon 80 Bürger angeschlossen. Entsprechend § 25,1 der Sächsischen Gemeindeordnung wollen sie ihr Recht wahrnehmen, auf dem Wege der direkten Demokratie den Bau eines riesigen, gestalterisch und funktional hochkritisch beurteilten Fachmarktcenters zu verhindern, und zwar mittels Bürgerbegehren und Bürgerentscheid. Die durch die Sächsische Verfassung in der Innenstadt und am Ring geschützten 524 Denkmale sehen sie als eine Zukunftschance! Diese Centerplanung verstößt gegen §1 des Baugesetzes der Bundesrepublik Deutschland: „Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind insbesondere zu berücksichtigen…(Satz 5) „die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege sowie die erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung.“ Sogar das MDR-Fernsehen sowie das ZDF aus Mainz waren schon hier und machten auf unseren Widerstand aufmerksam. Die in der Bürgerinitiative engagierten Bürger tragen nicht die Verantwortung am Zusammenbruch vieler kleiner und großer Betriebe, am Verlust tausender Arbeitsplätze, an zerrissenen Familien, am Wegzug vieler Menschen aus ihrer Heimatstadt Zittau von 1990 bis zum Februar 2013. Sie lassen sich nicht als Spinner, Nörgler und Verhinderer diskriminieren, auch nicht durch Drohbriefe einschüchtern. Sie werden verhindern, dass die Stadtverwaltung zu den alten Fehlern mit dem geplanten Centerbau nicht noch größere neue Fehler begeht. Die Center-Gegner sind verantwortungsbewusste Bürger, die für ihre Heimat, die Bewahrung von Lebensqualität, für die nachhaltige Sicherung einer menschenwürdigen Zukunft gerade hier Freizeit, Phantasie, Arbeit, Anstrengung und Geld einsetzen, weil sie wissen, dass in vielen anderen Städten vergleichbare Centerbauten auch großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet haben (z.B. Schwerin: Umsatzrückgang im Einzelhandel um 39 % und Verdoppelung der Leerstandsflächen auf 6.800 qm). Im Ehrenbürger Prof. Dr. Dr. Ing. E. h. Gottfried Kiesow verloren wir am 7.Nov. 2011 einen großherzigen Freund der Stadt. Mehrfach führte er Gruppen von Spendern durch Zittau und begeisterte sie mit großer Fachkenntnis, Leidenschaft und Humor zur Hilfe. Über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz verschaffte er etwa 5 Millionen Euro zur Reparatur von wichtigen Denkmälern der Stadt. Er lehnte solche Centerbauten in Innenstädten ab. Vergleiche „Appell von Göttingen“!

RZ Zittau a5Blatt img 1Würde hier ein solcher Koloss gebaut, müssten wir uns ja vor den Spendern schämen! Er sagte: „Solange ich kriechen kann, werde ich Zittau und Görlitz helfen.“ In einem Offenen Brief an den Rat der Stadt Hameln, unterzeichnet von Prof. G. Kiesow, 63 weiteren Denkmalpflegern, Architekten und Hochschullehrern steht: „…auch mit einer Fassadenkosmetik in Putz und Sandstein lässt sich eine derartige Baumasse nicht in die sensible Struktur der historischen Bebauung integrieren.

Der geplante Bau bemüht sich in keiner Weise um einen Dialog mit der bestehenden Bebauung, sondern tritt mit einer Rücksichtslosigkeit auf, die man aus den sechziger und frühen siebziger Jahren kennt und für überwunden gehalten hatte.“ Christine Herzer charakterisiert Prof. Kiesow: „Ich habe seine unglaubliche Energie, sein unerschöpfliches Wissen und seine Offenheit immer bewundert. Er konnte auch unter schwierigen Umständen mit unermüdlicher Geduld sein Gegenüber von der Notwendigkeit des Denkmalschutzes überzeugen.“

Prof. G. Kiesow, dem die Idee zur Gründung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu verdanken ist, beim Gang durch Quedlinburg. Dank seines Einsatzes erhielt Zittau etwa 5,0 Mio Euro für die Reparatur von Denkmalen. Foto: © Michael Maack, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn

Bitte werden Sie sympathisierendes Mitglied unserer Bürgerinitiative, auch wenn Sie keinen Beitrag zahlen können! Tragen Sie dazu bei, dass die Interessen aller Zittauer Bürger sinnvoll vertreten werden und nicht ein Hamburger Investor die Entscheidungen übernimmt! Für Einheimische, Gäste und Rückkehrer soll Zittau die liebenswert vertraute Stadt bleiben. 

Wir danken herzlich all den privaten Spendern.