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Ich sehe die Planung zum Zentrum mit Sorge...

Schon während der womöglichen Bauzeit von 1-2 Jahren haben die heimischen Einzelhändler wegen Absperrungen mit erheblichen Einbußen zu rechnen, die zum Ruin ihres Geschäfts führen können. Schon während der womöglichen Bauzeit von 1-2 Jahren haben die heimischen Einzelhändler wegen Absperrungen mit erheblichen Einbußen zu rechnen, die zum Ruin ihres Geschäfts führen können. Fotomontage von Bernd Gärtner zu einer event. Absperrung.
Als ehemaliger Zittauer, der über 32 Jahre in seiner Geburtsstadt gelebt hat und über die Sächsische Zeitung rege und beständig die Nachrichten über seine Heimatstadt verfolgt, nehme ich die aktuellen Planungen für das angedachte Einkaufszentrum in der historischen Innenstadt mit großer Sorge zur Kenntnis. Ich besuche meine Heimatstadt häufig und nehme wahr, wie die Verkaufslandschaft sich von Besuch zu Besuch ausdünnt und an Qualität verliert. Zittau ist in bedauernswerter Weise anzumerken, in welch wirtschaftlich schwieriges Umfeld die Stadt eingebettet ist. Und nun soll durch ein zentrales, überdimensioniertes Center die Abschöpfung der Kaufkraft konzentriert werden. An einen Ort der Stadt! Aus Sicht der Investoren kann das durchaus funktionieren. Doch was wird aus dem Rest der Stadt? Welcher hochwertige Einzelhandelsstandort wird das überleben? Wer wird, wenn er im Einkaufscenter eingekauft hat, sagen: „Lass uns noch einmal in die Innere Weber- oder Bautzner Straße gehen und sehen, was es da noch so gibt?“

Dort wird es nichts Besonderes mehr geben. Im Sog des Einkaufscenters werden nur noch Läden überstehen, die der Investor nicht in sein Vermietungskonzept einbinden wird, Ramsch- und Billigläden, Imbissbuden und Wettspielbüros, wie überall in Deutschland, in denen in kleinstädtischen Strukturen überdimensionierte Verkaufszentren eingerichtet wurden. Viele gut erhaltene und historisch bedeutende Kleinstädte, die den Krieg unbeschadet überstanden haben, erkennen ihren Wert und verbannen den Verkehr aus der historischen Mitte. Die Zittauer Stadträte planen das Gegenteil. Und zum Schluss. Der Wert der homogenen und wunderschönen alten Zittauer Stadtstruktur und -architektur, die es um jeden Preis zu erhalten gälte, weil sie ein Besuchermagnet ist, würde durch das Einkaufscenter in der Neustadt nichtachtend zerstört. Ich habe den Eindruck gewonnen, die Zittauer Stadträte befinden sich in einer Gedankenfalle. In den Bereich der Abwägungen gelangen nur noch Nebensächlichkeiten. Grundsätzliche Überlegungen vermögen sie nicht mehr anzustellen. Wahrscheinlich haben sie sich schon zu sehr gegenüber dem Investor gebunden oder aber sie fürchten das eigene Erwachen. Wenn der Oberbürgermeister Herr Arnd Voigt (SZ vom 21./22. Juli 2012) in der SZ wie folgt zitiert wird: „Die hohe Zustimmung ist ein Zeichen, dass der Investor in Zittau willkommen ist“, dann kann ich nur sagen: Was soll er denn sonst verlauten lassen? Dass er sich geirrt hat? Herr Voigt pfeift im dunklen Wald, die Zittauer sind derweil verärgert, resigniert und desillusioniert. Den Beweis wird Herr Voigt den Zittauern schuldig bleiben. Übrigens: In Villingen gibt es einen zeitgenössischen Brunnen, darauf steht:

„Sie entschieden, bevor sie begriffen - nun begreifen sie und können nicht mehr entscheiden.“

Diese Inschrift haben noch lebende Stadtväter zur Mahnung an eine eigene Fehlentscheidung auf den Brunnen setzen lassen. Diese verspätete peinliche Einsicht sollten sich die Stadtväter von Zittau ersparen, indem sie das monströse Einkaufscenter nicht bauen lassen!

Torsten Hilse wurde 1955 geboren, als Zittauer in 4. Generation. Er gehörte 15 Jahre dem Abgeordnetenhaus von Berlin an, das entspricht dem Landtag anderer Bundesländer, und er war 15 Jahre Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, sowie 10 Jahre im Kulturausschuss tätig.