Vorher dreistöckiges Haus mit Satteldach (1780, Schlussstein hofseitig eingebaut, Initialen JGF). Kaufmann Johann Gottfried Friedrich war damals Besitzer. Stadtrat Karl Friedrich BECKER, Ehrenbürger Zittaus, wohnte hier 1823-1863, also 40 Jahre. 1916-1930 Schuhhaus der jüdischen Familie Philipp HANN (31.12.43 nach Auschwitz) und Julie HANN (+ 23.11.42 Theresienstadt). 1934-1938 wohnte der jüdische Prediger Leo ELEND im 2. OG zur Miete beim jüdischen Kaufmann Eugen Foerder (Stolperstein im Gehsteig). Vater und Tochter FOERDER überlebten den Holocaust durch Immigration nach Australien.
Stolperstein zur Erinnerung an den letzten jüdischen Zittauer Prediger Leo ELEND vor der Reichenberger Straße 19 (*1896-Freitod 1939)
Es muss nach Wegen gesucht werden, ein solches Haus zu erhalten, nicht nur die Fassade! Allein schon deshalb wäre es ratsam, dieses ungebrauchte, monströse Center NICHT zu bauen! Soll denn ein Stolperstein vor der das Center kaschierenden Fassade darauf hinweisen, dass hier der 1938 im KZ Buchenwald inhaftierte jüdische Prediger Leo ELEND im 2. Obergeschoss wohnte? Im Center?
Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Zittau“ veranlasste am 18.2.2013 eine Petition an den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Herrn Stanislaw Tillich, sich für den Erhalt des ganzen stadtgeschichtlich wertvollen Hauses einzusetzen. Die prächtige Neorenaissance-Fassade des Hauses ist ein Schmuck der ganzen Straße. Die derzeit geplante Verstümmelung und Entwertung dieses Haus-Denkmals darf nicht zugelassen werden! Keine Geldvermehrung durch Stadtzerstörung!
Potemkinsche Fassaden statt Denkmale?
Neorenaissance-Fassade vom Haus Reichenberger Straße 19, ein Schmuck der ganzen Straße! Die geplante Verstümmelung und Entwertung dieses Haus-Denkmals darf nicht zugelassen werden! Keine Geldvermehrung durch Stadtzerstörung! Foto: Peter Dorn
Der unbedachte Umgang mit Häusern kann fremde Großunternehmer und Großfilialisten reicher und die Zittauer ärmer machen, finanziell und kulturell. Wegen des Centerbaus sollen von etlichen Häusern nur die Fassaden erhalten werden, gewissermaßen als Potemkinsche Fassaden, quasi zur Täuschung der Uninformierten, der Ratlosen, zur Beruhigung der Unsicheren, Konzessionsbereiten. Beispiel: Reichenberger Str. 19 (Jeansladen, vorzeitig leergezogen, psychologische Abrissvorbereitung?) Laut Gutachten Prof. J.Tomlows: Altes Geschäftshaus, durch Umbau in der Gründerzeit modernisiert. Bemerkenswert gut erhaltene Fassade (Neorenaissance), erhaltenswert als Zeugnis einer sich erneuernden Stadtkultur. 4-stöckiger Neubau (Max Pflüger, 1899). 1910 erneut modernisiert.