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Bautzen braucht kein zweites Center

Während in der Stadt viele Geschäfte leer stehen, läuft das Kornmarkt-Center gut. Die Chefin hat trotzdem Sorgen. In der Innenstadt stehen 68Geschäfte leer. Gleichzeitig wird ein neues Center geplant, das mehr Fläche als das Kornmarkt-Center bieten soll. Die SZ sprach dazu mit dessen Chefin Michaela Zopf.

Frau Zopf, drohen bald auch im Kornmarkt-Center leere Schaufenster?

Das braucht momentan niemand zu fürchten. Bislang haben wir für jeden Mieter, der auszog, einen Nachfolger gefunden. Aktuell sind für die nächsten Monate keine Wechsel bei den Geschäften geplant.

In den letzten Jahren brachten stets neue Läden zusätzliche Angebote…

Das stimmt. Allerdings spricht der Bestand auch für eine Stabilität, wenn alle Mieter mit dem Standort zufrieden sind. Dennoch haben wir Nachbelegungskonzepte, falls kurzfristig jemand ausziehen möchte.

Welche Sparte würde in so einem Fall ins Kornmarkt-Center nachrücken?

Die Nummer Eins ist nach wie vor das Thema Textil - das wird mit Abstand am meisten nachgefragt. Dennoch achten wir auf eine ausgewogene Branchenbelegung.

Braucht das Center nicht viel eher einen Lebensmittel-Anbieter?

Den haben wir leider nicht. Der Zuschnitt gibt keinen Platz für einen großen Lebensmittelhändler her. Da hoffen wir auf eine Wechselwirkung mit dem Haus am Kornmarkt, das gegenüber gebaut wird.

Dort soll 2014 ein Edeka-Markt öffnen…

Das wäre eine sinnvolle Ergänzung zu unserem Angebot. Allerdings bin ich gespannt, wie die Stadt ihr Verkehrskonzept umsetzt. Denn die Fußgänger müssen ja auch gut über den Lauengraben kommen. Und da ist Skepsis angebracht: Denn das geplante Lauencenter würde noch deutlich mehr Verkehr in die Innenstadt lenken.

Fast alle Stadträte gehen davon aus, dass das Lauencenter Bautzen voranbringt. Sie sind dagegen. Warum?

Ich halte das Lauencenter nach wie vor für völlig überdimensioniert. Mit 9900Quadratmeter reiner Verkaufsfläche plus Gastronomie und Dienstleistungsangeboten wird es deutlich größer als unser Haus. Und das bei einer zurückgehenden Einwohnerzahl und keiner steigenden Kaufkraft. Das führt eher zu einem Verdrängungswettbewerb und letztlich zu noch mehr leeren Schaufenstern in der Innenstadt – dies belegen diverse Gutachten.

Warum sollte Bautzen nicht die Kunden zurückholen, die aus Ostsachsen nach Dresden einkaufen fahren?

Weil das nicht klappt: Wer heute in den Elbepark oder die Innenstadt von Dresden fährt, lässt sich vom Lauencenter nicht aufhalten. Denn Ikea, ein Apple-Shop, Hollister oder Peek & Cloppenburg kommen sowieso nicht nach Bautzen. Und selbst H&M oder Media-Markt bieten in kleineren Märkten ein viel geringeres Sortiment an, als in Dresden auf größeren Flächen möglich ist. Mit diesen Flächen kann Bautzen also sowieso nicht mithalten.

Da kann Bautzen ja gleich aufgeben.

Nein. Die Stärke der Stadt liegt in anderen Bereichen – etwa der historischen Altstadt mit dem Charme kleiner Boutiquen und individueller Läden. Die Angebote im Kornmarkt-Center und in der Altstadt ergänzen sich gut. Das kommt auch bei Touristen an. Darauf muss Bautzen setzen. Stehen durch das Lauencenter noch mehr Geschäfte leer, wird die Innenstadt unattraktiver – für Kunden und potenzielle Mieter, die keinen Laden neben leeren Schaufenstern öffnen.

Was tut das Kornmarkt-Center, um die Stadt für Kunden attraktiv zu machen?

Wir setzen auf publikumswirksame Veranstaltungen, etwa auf Live-Modenschauen. Das kam 2012 super an und wird fortgesetzt. Außerdem arbeiten wir viel mit regionalen Initiativen zusammen: bei der Romantica oder beim Tag der Vereine. Neu ist eine Kooperation mit der Marketinggesellschaft Oberlausitz, bei der sich Freizeitknüller aus der Region wie Saurierpark oder Irrgarten präsentieren.

2012 war kein leichtes Jahr. Wie hat sich der Umsatz im Center entwickelt?

Viele Kunden haben 2012 zurückhaltend eingekauft – auch wegen der steigenden Benzin- oder Energiepreise. Noch ist das komplette Jahr nicht ausgewertet. Wir hoffen aber, ein stabiles Ergebnis zu erreichen. Quelle: Sächsische Zeitung vom 24.01.2013 Autor: Christoph Scharf